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Erzählungen aus dem Grastuch

Eine Sammlung von Tonaufzeichnungen mit dem Namen eines landwirtschaftlichen Werkzeugs zu versehen, mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Das Grastuch mit seinen vier Trageseilen ist schon lange aus dem Kanon der heutigen Gebrauchsgegenstände ausgegliedert; in den Erzählungen aller alten Schleifer Frauen und Männer kommt dennoch früher oder später immer die Rede darauf. – Wenn sie an ihre Jugendjahre zwischen 1925 und 1945 zurück denken und sich in die Welt des bäuerlichen Lebens zurücksinnen, als in die Schleifer Dörfer noch kaum feste Wege führten und das Leben auf Haus, Hof und Heide ausgerichtet war. Das Grastuch gehörte damals in der Schleifer Gegend zum Alltag vor allem der Frauen auf der Wirtschaft. Ins Grastuch sichelten sie Gras hinein, sammelten Zapfen oder Heidekraut, mit seiner Hilfe transportierten sie Arbeitskleidung oder ein Getränk oder brachten damit Waren zum Markt. Mit dem Grastuch verrichteten sie Arbeiten wie das Kartoffelnpflanzen und sicherten die Ladung, damit  Holz oder Gras nicht vom Leiterwagen fielen. Das Grastuch war den Menschen wie eine zweite Haut am Körper. Es ließ sich je nach Bedarf vorn, hinten oder an der Seite binden; und man konnte es außerdem als Wiege zwischen zwei Bäume hängen, wenn eine junge Mutter im Wald arbeitete. In dieser Zeit war Sorbisch die Sprache sowohl zu Hause als auch in der Öffentlichkeit. ...

[Auszug aus dem Vorwort von Juliana Kaulfürst]

Das Buch im Schleifer Sorbisch, mit deutscher Übersetzung ist in zwei Bereiche unterteilt: Einen Bildteil mit historisch anmutenden Fotografien des Fotografen Karsten Nitsch und einen Textteil mit den niedergeschriebenen Erzählungen von Juliana Kaulfürst, ergänzt um Schwarzweiß-Portraits. Der Softcover-Umschlag beherbergt die beiden Audio-CDs in einer transparenten Folienhülle. Insgesamt umfasst das Buch 104 Seiten im Format 260 x 210 mm, sowie die beiden CDs. Die erste Auflage des Buches bestand aus 250 Exemplaren, hergestellt im 4-Farb-Offsetdruck, mit hochwertiger Klebebindung von der Lausitzer Druckhaus GmbH aus Bautzen.